Zu Gast bei seiner Eminenz Sayed Ammar Al-Hakim

Empfangen wurde die Delegation in Bagdad am Unterkunftsort im Stadtteil Jadiriyah. Die vorgesehene Zeit für das Treffen, welches eine Stunde betrug, wurde aufgrund der Verspätung, welche die Delegation an den Grenzen Bagdads hatte, um eine halbe Stunde verkürzt.

Seine Eminenz eröffnete die Sitzung und begrüßte die Delegation samt seiner Leitung Dr. Peter Scholl-Latour, Präsident des Deutsch-Arabischen Vereins.

Begrüßt wurde auch die Mühe jener, die zur Verwirklichung dieses Projekt beigetragen haben, welches er als ein riesiges Projekt der Menschlichkeit ansehe, dass der westlichen Welt und der Gesellschaft das richtige Bild des Islam liefere. Als Mitglied der internationalen Organisation des interreligiösen Dialogs und aufgrund seiner Rolle, die er durch die Teilnahme an regionalen, lokalen und internationalen Konferenzen, die zur Verwirklichung und dem Fortbestehen des Friedens zwischen allen göttlichen Religionen im Nahen Osten und der Welt vertritt, betonte Seine Eminenz die Wichtigkeit des Erhalts des interreligiösen Dialogs. Daraufhin richtete er sich an Dr. Peter Scholl-Latour mit der Frage, wie die politische Lage des Iraks aus seiner Sicht zu bewerten sei. Dr. Peter Scholl-Latour antwortete: „Wir sind besorgt über die regionalen Eingriffe in den Irak und die derzeitige Lage des Iraks ist, ganz zu schweigen von der angespannten Sicherheitslage, aufgrund der komplizierten inneren Atmosphäre instabil.“

 

Seine Erminenz erwiderte: Die Bestrebung der Iraker und vor allem jene des obersten irakisch-islamischen Rats bestehe darin, alle politischen Parteien dazu zu bewegen, sich an den Dialog und fortsetzenden Austausch von Ansichten und Diskussionen zu halten. Außerdem arbeite sie auch daraufhin, die passende Lösung zu finden, um den Irak aus dessen politischen Dilemma rauszuholen. Der Weg sei nach wie vor lang und kompliziert, jedoch gäbe es viele Kräfte, die versuchen, die Hindernisse zu entfernen und zu überwinden. Infolgedessen sei es nicht unmöglich diesen Weg zu beschreiten, solange es so viele Kräfte gibt, die in diese positive Richtung hinarbeiten.

 

Als nächstes fragte Frau Alexandra Thein nach der politischen Ansicht der Schiiten über die sunnitische Partei. Seine Eminenz entgegnete, dass er vor kurzem eine Reise in die nördlichen und westlichen Gebiete Bagdads unternommen hatte und sich mit sunnitischen Geschwistern traf. Der Austausch mit ihnen sei tiefgründig, ernst und ergebnisreich gewesen. Viele der in sunnitischen Gebieten wohnhaften Gruppen seien in Einklang über die Wichtigkeit der Einheit Iraks und dem Respekt vor der Verfassung gewesen. Während seines Besuchs habe er die gleichen Ideen, dieselbe Konvergenz der Visionen, den Patriotismus und das Menschengefühl, wie sie in den südlichen Gebieten existieren, widerfinden können. Sein Resultat sei gewesen, dass die Einheit Iraks dann bestehe, wenn sich all ihre Söhne ihren Lehren, ihrer Rasse und ihrer Zugehörigkeit ausgenommen, als Iraker identifizieren.

 

Frau Barbara Brustlein meldete sich mit der Frage über die Lage der Christen im Irak zu Wort und suchte die Gründe auf, die den Christen Anlass dazu gaben, nach Europa zu reisen, um dort Asyl zu beantragen. Auch zu hinterfragen seien die grausamen Geschichten über die Bedrohungen, die ihnen widerfahre und der Umgangsart mit irakisch-christlichen Angelegenheiten, von denen sie berichten. Seine Eminenz antwortete: „Das, was den Christen und auch anderen Minderheiten im Irak widerfährt ist äußerst bedauernswert und wir missbilligen derartige Angriffe, doch dies kommt jedem Iraker zuteil. Ihr habt gesehen, wie die Besucher während der Ausführung ihrer religiösen Rituale durch die Sprengkörper der Selbstmordattentäter getötet werden. Und wenn die Sicherheitslage schlecht ist, sind wir alle ohne Ausnahme dem Terror ausgesetzt.“

 

Die Delegation bedankte sich bei Seiner Eminenz für die ihnen gewidmete Zeit mit der Hoffnung, das Treffen ein andermal zu wiederholen. Daraufhin begaben sich alle für ein Gruppenbild mit Seiner Eminenz ins Treppenhaus. Nach der Verabschiedung ging die Delegation weiter zum Haus von Dr. Ahmad Al-Jabali.